Zweifler zwischen den Stilen (1988)

Rückblick auf meine Ausstellung im Institut für Moderne Kunst in Nürnberg – 1988

     Mit Zeichnungen hat er sich vor drei Jahren bei der Nürnberger Triennale bereits vorgestellt, mit Bildern und Collagen 86 in der Galerie Varisella; jetzt zeigt er Bilder in der Schmidt-Bank (bis 16. September) und Zeichnungen bei Faber-Castell in Stein (3. August bis 28. September): Jan Niksinski aus Warschau, zu Gast beim Institut für moderne Kunst.

     Die „Urängste des unbehausten Menschen” haben sich verlagert: Jetzt hat Niksinski offenbar Angst davor, seinen Bildern könnte das Gleichgewicht abhanden kommen zwischen Ratio und Emotion; Denken könnte das Fühlen überrunden oder gar übertrumpfen.

     Sein Rezept fürs Gegensteuern: Die permanente Gratwanderung zwischen Wirklichkeit und Abstraktion – wie sie sich schon in den Titeln spiegelt – „Transatlantik” oder „Lichtquelle” oder „Gefühls-Parallaxe”; Jan Niksinski lässt sich von der Realität nicht nur inspirieren, sondern nimmt sie bruchstückhaft hinein in seine Mischtechnik-Bilder-Linien etwa, die wirklich wie Schilfrohr gemalt sind, vor einem Hintergrund wie strukturierter Fels, dominiert aber dann wieder von den sehr strengen geometrischen Formen, als wollte er ein Konstruktivist sein – was er aber beileibe nicht ist!

     Diese Ambivalenz von Sein und Schein zielt insgeheim sicher auf die Gebrochenheit menschlicher Existenz ab; die Gratwanderung eines ewigen Zweiflers, der bezeichnenderweise kein einziges seiner Bilder wirklich ,,fertig” nennt: Am liebsten möchte er – wie er’s in seinem Atelier macht – an jedem Bild immer weiter malen. Und wenn’s nach zehn Jahren wäre …

-wie

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