Ein Künstler hält Distanz zu Menschen und Umwelt (1986)

Rezension meiner Ausstellung in der Galerie Varissela in der Abend Zeitung 21.01.86 Nürnberg
Nürnberg Bilder eines Polen.- Foto-Grafiken

     Nach Nürnberg kam er ehedem als guter Freund des ersten Stadtzeichners Łukasik; von Heinz Neidel‚ wurde er kürzlich in den Instituts- „Mitteilungen” gewürdigt; jetzt ist er mit vielen Zeichnungen und Collagen in der Galerie Varisella, (Blumenthalstraße 7. – bis 15. Februar) präsent: Jan Niksinski aus Warschau.

     Die Nürnberg-Bilder – auf denen man verhältnismäßig viel erkennen kann – führen schon auf die richtige Fährte dieser eigenwilligen Sehweise: beileibe keine Hommage an eine schöne, alte Stadt, sondern immer wieder die typischen Brechungen, Signale für gebrochene Verhältnisse, die den Künstler auf Distanz bringen zu Menschen und jeglicher Umwelt.

     Straßenfluchten und Häuserschluchten mitsamt den Menschen darin müssen sich in zerschlagenen Spiegeln brechen, stoßen immer wieder an Sperren und Blockaden, sind Umleitungen unterworfen oder enden in Sackgassen. Zwanghaftes Durchstreichen macht Niksinskis Bilder gleichsam demonstrativ „ungenießbar”, verwehrt nicht nur das Genießen, sondern auch ein Festhalten an Assoziationen, die sich hier und da einstellen möchten. „Ich habe Angst vor dem Leben”, heißt ein Titel. Es sind die Ur-Ängste des unbehausten Menschen, denen der Pole mit bemerkenswerter graphischer Souveränität Gestalt gibt. Als ob er vor der eigenen Perfektion auch schon wieder Angsthaben müsste . . .

-wie-

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