DIE WIRKLICHKEIT hat viele Gesichter (1986)

Rezension meiner Ausstellung in der Galerie Varissela in der Nürnberger Zeitung 31.01.1986

     Die Wirklichkeit hat viele Gesichter und ein Künstler wie Jan Niksinski (er) findet in der Galerie Varisella auch noch neue hinzu: Die Vision einer Landschaft wird durch einen plötzlichen Keil, der sich bis über den Bildrand erstreckt, jäh unterbrochen, und gleichsam ernüchtert wie erstaunt gewahrt man den einen Landschaftsteil als räumlich erhöht, den anderen als flachbelassen. „Verletzte Romantik”.„Und habe ich von einem Fisch geträumt” sind Titel; die viel über Erlebnisse des Träumens, des. Aufwachens und Wiedcr-Wegträumens aussagen, denn die Arbeiten des polnischen Zeichners und Grafikers wandern zwischen den Polen des; Scheins und der Wirklichkeit, zwischen dem Extrem einer realistischen Durchzeichnung und einer konstruktiven abstrakten Komposition.

     So kommt Niksinski zu Situationen, in denen sich die Wirklichkeit „entblättert” – wenn sich zum Beispiel ein Fischprofil in transparenten Flächen rhythmen auflöst und dann von gebündelten Ästen durchbohrt Oder durch Stäbe eingespannt, gerollt, gewickelt und gefaltet wird. Niksinski ist ein spielender „Komponist” . bildnerischer (parallele Schraffuren, kalligraphische Linien, Hell – Dunkel und Farbe) oder technischer Mittel (Bleistift, Feder, Druckcollagen, Übermalungen), der Gegensätze einander begegnen lässt und die Synthese.sucht, indem er einen „Stilbogen” spannt.(Galerie Varisella, BlumenthallStr. 7, bis 15. Februar; auch Triennale der Zeichnung, Norishalle),

mab

Freitag, 31. Januar 1986

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