Grenzenloses Recycling von Erinnugen (2009)
Rückblick auf meine Ausstellung in Zwingenberg – Recycling 2 im Jahr 2009 – Thomas Tritsch
Zwingenberg. Es sind gebrauchte Ideen gelagerte Gedanken und zwischengespeicherte Erinnerungen, aus denen Jan Niksinski seine Bilder zusammenbaut. Sie zeigen einen abstrakten Symbolismus, der in Kombination mit einer zeichnerischen Anpassung ein visuelles Ganzes entstehen lässt. Somit öffnet der Künstler sein mentales Ich für den öffentlichen Zugang, ohne dem Betrachter die Chance persönlicher Ansichten zu nehmen. Eine sehr schöne Auswahl seiner jüngeren Werke ist bis zum 27. Dezember in der Remise zu sehen. Am Sonntag wurde die Ausstellung in Anwesenheit zahlreicher Gäste eröffnet.
„Recycling 2”, so nennt Jan Niksinski die aktuelle Selektion, die einen guten Eindruck von der kreativen Arbeitsweise des Polen vermittelt. Der Warschauer Künstler nutzt Bilderwelten, die er mit seinen eigenen Augen eingefangen und in eine abstrakte Farb- und Formsprache übersetzt. Dabei kommt es vor, dass er selbst gemalte Bilder und Entwürfe in andere Arbeiten einbezieht und weiter entwickelt Insofern entsteht ein Gemälde nicht selten als Folge einer absichtlichen Selbst-Inspiration, deren prozessualer Verlauf und finale Form aber oftmals erst bei der Gestaltung klare Konturen annimmt.
Kopfgeburten
Seine Bilderserie „Einfache Ideen“ erscheint gleichsam als Ergebnis eines geistigen Verarbeitungsprozessen wie als inspirative Quelle für zukünftige Kopfgeburten. Niksinskis Kunstverständnis ist frei von Endgültigkeit und kreativen Grenzen, sein Pinsel bewegt sich beinahe instinktiv und immer assoziativ über die Leinwand.
Polnisches Kreativszene
„Jedes einzelne Bild erzählt eine lange Geschichte”, so der Künstler im Rahmen der Vernissage, die von Bürgermeister Dr. Holger Habich eröffnet wurde. Eine kleine Einführung in das Werk Niksinskis gab KatharinaZiemann, dieseit 1979 regelmäßig Ausstellungen polnischer Künstler in Zwingenberg organisiert.
Der Kontakt ins Warschauer Atelier kam über die Wiesbadener Malerin Brigitte Dirting zustande, die am Sonntag ebenfalls anwesend war. Sie ist Mitbegründerin der Künstlergruppe „Die Halle” und verfügt über einen guten Draht zur polnischen Kreativszene.
Mit Jan Niksinski ist es gelungen, einen Maler zu gewinnen, der seit nahezu 30 Jahren mit Einzelausstellungen in ganz Europa unterwegs ist. Nach dem Studium der Kunsthochschule Danzig setzte er eine künstlerische Biografie in Warschauer und Wien fort. Seit 1978 ist er als freischaffender Künstler tätig. In seinen Werken demonstriert er die Relativität der Kunst im Sinne einer gegenstandslosen Weiterführung der Wirklichkeit, die er mit einem ganz persönlichen Rhythmus in neue Bildkompositionen umwandelt.
Viele seiner collagenartigen Bilder sind aus kleineren Holzplatten sowie aus Stegen und anderen Kleinteilen aufgebaut. Diese Elemente werden als Kontrastmittel oder Unterbrecher eingesetzt, die in einem unmittelbaren Dialog mit den oftmals vorkommenden geometrischen Formen stehen. Linien, Kreise und Bögen spiegeln die Prozesshaftigkeit und „Wildheit” der Gedanken und den offenen Ausgang ihrer permanenten Dynamik. „Recycling 2” ist Teil einer geplanten Serie, in der sich der Maler durch kompositorische Zitate mit Künstler-Kollegen wie dem expressionistischen Farbfeldvirtuose Mark Rothko oder seinem Landsmann Arthur NachtSamborski in eine visuelle Verbindung setzt. Der Vergleich und die Assoziation sind ständige Begleiter des Malers, der seine Werke auf eine faszinierend schleierhafte und rissige Weise mit der realen Welt verknüpft.
Homogen und dennoch flüchtig
Äußere und innere Welt erscheinen als individuelle Komposition des Künstlers homogen und dennoch flüchtig, Jan Niksinski ist ein permanenter Infragesteller der nicht minder abstrakten Beziehung von Sehen und Verstehen. Vermeintlich fixe Zusammenhänge werden relativiert und dem Betrachter als neue, alternative Wahrnehmung vorgeschlagen. Die Werkschau bildet den Abschluss einer künstlerisch facettenreichen Ausstellungsjahres in Zwingenberg. Bürgermeister Habich dankte allen lokalen Akteuren, allen voran der Kommission für Kunst und Kultur, für deren kontinuierliches Engagement.