Symbolsprache und Marionetten (1993)

Frictaler Zeitung Rheinfelden Freitag 19. November 1993, Nr. 133
Doppelausstellung im Atelier „Spiserhus“ in Rheinfelden

reg. Stets darum bemüht, die Kunst vielschichtig der interessierten Bevölkerung auch in Rheinfelden zu präsentieren, haben Madeleine und Hans Keller in ihrer neuesten Ausstellung lm „Spiserhus“ Marionetten und Bilder eines jungen polnischen Malers vereint.

lm kleinen Welttheater der Marionetten aus Afrika und Asien sind bei Kellers reizende Wesen aus der Fabelwelt zu sehen. Die beweglichen Objekte können – je nach Volksgruppe – sowohl als Unterhaltungshilfen als auch mit Blick auf Systemkritik verstanden werden. In Marionetten aus Java zeigen sich via Theatertechnik Heldengeschichten der Ur-Ur-Ahnen. Ebenfalls im Schattentheater sind thailändische Figuren eingesetzt worden. So ist ein Affenfürst mit seinem Heer zu sehen, welcher Dämonen Einhalt gebieten sollte. Chinesische Kostbarkeiten haben Kellers ebenfalls in die Ausstellung genommen, denn das Umgehen mit einem Anliegen. Wenn Kunst zu vermitteln vermag, dann ist der Weg zwischen den Menschen leichter zu begeben. Dem ist wirklich nichts beizufügen. Aus dem heutigen Mali haben die eifrigen Kunstsachverständigen – Ehepaar Keller lebte während vielen Jahre auf dem afrikanischen Kontinent – Bozo-Marionetten mitgebracht. Die Figuren wollten einst einem erzieherischen Effekt erzielen, aber die Objekte dienten auch der Belustigung.

Scheinbarer Kontrast

So wenig die Marionetten eine Sprache benötigen, ist der polnische Maler und Grafiker Jan Niksinski nicht an Worte gebunden. lm Gespräch weist er immer. Wieder darauf hin, dass der Weg zu seinen Kunstwerken (vorwiegend) Bilder mit verschiedenen Techniken) ihm viel wichtiger ist als die Aussage. Und diese wiederum könne vom Betrachter individuell gewählt werden. Das Sich-Auseinandersetzen mit den Kellerschen Marionetten und der übrigen afrikanischen Kunst in ihrer museumsähnlichen Wohnung hat ihn stark berührt und fasziniert. Er verwahrt sich dagegen, mit der sogenannten „primitiven Kunst“ der Eingeborenen nur eine Randexistenz zu bezeichnen. Vielmehr müsse jegliche Schöpfung ernst genommen. Und weil Jan Niksinski von der Kunst überzeugt ist, muss seinen Werken kein Titel verliehen werden. Bloß die Arbeitsweise konnte er trotzdem verraten. Der Pole mit dem ernsten Ausdruck macht sich stets Fotoaufnahmen von Landschaften oder Ausschnitten der Natur. Dann bringt er das „Bild“ auf die Leinwand und hat dabei unterschiedliche Materialien zur Hand. Nie Weiß er·zu Beginn, wie das Werk enden wird. Die „Lichtfragmente“ sind stets poetisch und intellektuell erfasst.

Wer sich davon überzeugen mochte und überdies die Kontraste von Relativität und Rhythmus in „Spiserhus“ am Hauplwachplatz betrachten will, kann das von Montag bis Freitag zwischen 15 und 18 Uhr und am Samstag zwischen 10 und 16 Uhr tun. Nach telefonischer Vereinbarung (061/831 24 43) -haben die gastfreundlichen Madeleine und Hans Keller auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten Muße und die Bereitschaft „ihre“ Kuns zu vermitteln.

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